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  FILMISCHE SUBVERSIONEN IN DER DDR 1976-1989
 

Die Zeit
Die hier versammelten Filme und ihre Macher haben im wesentlichen eines Gemein: Sie entstammen einer Gruppe von Künstlern die, in den Jahren 1976 bis zum Ende der DDR im November 1989 (und - als Reflexion - darüber hinaus), eine alternative, unabhängige Film-szene bildeten.


Das besondere an dieser letzten Künstler-Generation der DDR war, daß sie in einer Zeit lebten und arbeiteten, in der ihnen ihr Land keinerlei Identifikationsmuster mehr bot. Mit der Ausweisung Biermanns 1976 änderte sich das Verhältnis von Staat und Kunst noch einmal deutlich.
Die Szene
Entsprechend dem neuen Klang der Zeit mußte sich auch die Gewichtung von Inhalt und Form der Protagonisten dieser „Nach-Biermann-Generation“ grundlegend verla-gern. Die Vorhaltung des Mankos zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der DDR-Gesellschaft war nicht mehr interessant. Vielmehr wollte man dem Geschehen eine eigene, wenn auch virtuelle Realität entgegen halten. Politisch eindeutige Äußerungen der unabhängigen Kunstszene der 80er waren Ausnahmeerscheinungen, die tendenziell nicht ernst genommen wurden. Dennoch waren ihre Arbeiten de facto durch ihre bloße Existenz politisch widerständig,

waren sie doch in der Topographie der DDR-Kulturpolitik eindeutig nicht vorgesehen. Aggressive Eingriffe von Seiten des Staats waren hier dennoch selten. Für die meisten der beteiligten Künstler war das Filmemachen nur ein Teil ihrer künstlerischen Arbeit. Viele waren - und sind heute noch - Maler. Auch deshalb hat diese Ostdeutsche Schmalspurfilmszene einen starken multimedialen Aspekt. Oft wird das Zelluloid auch direkt bemalt (Ein herausragendes Beispiel ist hier Lutz Dammbecks Film „Hommage à la Sarraz“ von 1981).
Das Ex.Oriente.Lux - Archiv
Die Initiatoren Karin Fritzsche und Claus Löser (der auch der Leiter des Archivs ist), möchten darauf hinweisen, das es sich hier um keine Sammlung mit einem Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität handelt. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr beginnen sich einige Details zu verwischen. Das geht bis hin zu Titeln, Entstehungs-jahren und Laufzeiten, die von den Künstlern selbst manchmal wiedersprüchlich angegeben werden. Filme sind verloren gegangen, oder wurden vernichtet, Filmemacher sind verstorben, oder unauffindbar.


Ebenso ist es nicht Gegenstand der Sammlung, oder der sie begleitenden Texte, zu beurteilen, was „richtige Kunst“ und was kokette Protestgebärde gewesen ist. Gemeinsam ist den Arbeiten allemal der Vorzug, jenseits aller ästhetischen Bedeutung, daß es sie damals überhaupt gegeben hat. Dieser Umstand hebt sie aus dem grauen Einerlei der durchschnittlichen Anpassung hervor. Sie reflektieren heute Befindlichkeiten, die sonst nicht mehr nachvollziehbar wären.